Donnerstag, 31. März 2011

Grundsätzlich 4.0

Lenskultur...
ein relativ einfach erscheinendes Thema...
In der heutigen digitalen Welt sucht man nach perfekten Objektiven. Doch wie perfekt sind diese wirklich? In unzähligen Foren wird darüber diskutiert, nicht selten mit Hilfe von "dubiosen" MTF-Kurven. Ich nenne diese bewußt dubios, denn was sagen diese uns wirklich? Schärfeleistung, Abbildungsleistung und sonst? nicht viel.
Unsere Objektive, oder besser noch, für die jungen Wilden, müssen diese perfekt sein. Keine Vignettierung, am besten noch richtig clean. Sie müssen absolut scharf sein. Wenn ich die meisten Bilder so betrachte, wird mir von der Schärfe richtig schlecht. Ich meine hier nicht die natürliche Schärfe, die jeder mit seinen Augen selbst sieht, sondern diese unheimliche Überschärfung durch diese Objektive und nicht selten durch die Software der Kameras selbst.
Das ist die neue Kultur des Sehens. Hinzu kommt, dass in einigen offenen Systemen nun auch andere adaptierte alte Objektive verwendbar werden.
Macht es Sinn? Wohl kaum. Alte Objektive, aus unserer alten analogen Zeit, wurden ganz anders berechnet. Sie sind nicht perfekt. Die Vergütung solcher ist auf den ersten Blick betrachtet, unspektakulär. An einer heutigen digitalen Kamera können sich solche Objektive nicht entfalten. Sie können Ihre Stärken sowie Schwächen nicht auspielen und sind der heutigen deutlich unterlegen. Jeglicher Vergleich an einer digitalen und analogen Kamera erzwingt nur ein Ergebnis: Schwäche des alten Mediums. Der Grund hierfür ist naheliegend: kaum Schärfe, keine Kontraste natürlich im "heutigen" Sinne.
Nun, hier sollte man aber einiges bedenken: die Filme, die zu damaliger Zeit produziert wurden, hatten eine andere Zusammensetzung, als z.B. die heutigen.
Selbst die neuen analogen Filme sind technisch besser als vor 30 Jahren. Wohl gemerkt: technisch.
Weiterhin haben die alten Objektive eine Charaktieristik, die nur auf dem Film zu erreichen ist. Das unterscheidet sie heute von den neuen Objektiven. Nicht selten gehen viele so vor, dass sie die alten Filme simulieren, oder künstliche Schwächen durch Software anwenden.
Oft wird ein Argument verwendet, dass man das heute mit der Software erreichen kann. Man kann es, sicherlich, aber was hat das mit der Fotografie zu tun? Nicht wirklich viel. Fotografie hatte oft den Anspruch der Darstellung der Realität, eine ungeschminkte Realität. Leider werden oft heute Momente eingefangen, die es so nie gab, da diese zur Unkenntlichkeit verändert wurden.
Ein bewußter, ein guter Fotograf benutzt solche Filme und Objektive, um eben bestimmte Effekte zu erzielen und nicht stundenlang vor seinem Rechner Zeit zu verschwenden, um so ein Effekt zu erreichen. Er kennt seine Objektive, er weiss um Ihre Schwächen, sowie Stärken und setzt sie oft bewußt ein.
Alte Objektive besitzen natürlich physikalische Schwächen sowie Stärken, die eben nur auf dem Film darstellbar sind, bewußt darstellbar.
Digital wird nur ein bestimmter Teil dieser dargestellt. Mehr nicht.
Selbstverständlich wird die analoge Fotografie die digitale nicht ersetzen. Aber das will sie nicht, weil sie selbst nicht ersetzbar ist.
Ich persönlich mag lieber das Leica Summicron 2.0/50 als das Summarit 2.5/50. Das liegt nicht an Lichtstärke, sondern daran, wie das Summicron die Farben darstellt, wie es sich im Gegenlicht verhält (deutlich schlechter als das Summarit). Es ist eben malerischer, mit Ecken und Kanten, während das Summarit glatt, perfekt ist.
Heute erscheint es fast wieder Mode, analog seine Bilder zu machen. Für die jungen Wilden mag es Mode sein, für die Alten definitiv nicht. Ein analoges Bild ist ein tatsächliches Bild, das nicht verschönert. Es ist die Summe aus Kenntnis des Fotografen, der Fähigkeit des Films und des Objektivs. Nicht mehr und nicht weniger. Keine Software, die das Bild in irgendeiner Form beeinflußt.
Analoge Objektive setzten Kenntnis eigener Charaktere dem Fotografen voraus.
Digitale Objektive setzen Kenntnis der Software voraus.